Auf Tuchfühlung mit der Klassik

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Musiklehrerin Heike Selent steht am Eingang der Schulaula und gibt Instruktionen: „Die Füße auf den Fußboden und nicht auf die Stühle!“ Die Neuntklässler betreten Neuland: Erstmals findet in ihrer Aula ein Schulkonzert statt. Akteure sind zwölf Musiker des Preußischen  Kammerorchesters Prenzlau.

 

Klassische Musik, die kennen die meisten Schüler nur aus dem Unterricht. Drei Mädchen gehören zu den ersten, die vor der Tür warten. „Man kann sich das ja mal anhören und sich dann eine Meinung bilden“, sagt Annemarie Sobolewski. Berührung mit klassischer Musik hatte die 16-Jährige aber schon. Sie begann einmal, das Geigenspiel zu erlernen. Irgendwann erlosch das Interesse. Neele Schmidt spielte schon einmal Gitarre. Auch sie will ohne Vorurteile in das Konzert gehen. „Ich hoffe, dass ein Klavier dabei ist. Das mag ich“, sagt sie. Auch Hannah Möbius, die im Schulchor singt, will sich überraschen lassen. Die drei Schülerinnen sagen aber: Zuhause spielt klassische Musik keine Rolle. Nur bei einigen Omas. Holger Wiechmann, der Orchesterpädagoge, ist gespannt auf das Experiment. „Mit dem Schulkonzert waren wir schon in Prenzlau und Templin. Das kam gut an“, meint er. Neben der Erfahrung, dass die Füße auf dem Fußboden bleiben, gibt es für die Schüler, schon bevor es losgeht, die nächste Instruktion: Man muss auch mal die Klappe halten können. „Wir brauchen ein bisschen Ruhe, denn wir müssen uns einstimmen“, unterbricht Thomas Paffrath die  erzählende Menge.

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Der Kontrabassist ist dann auch der Erklärer. Gespielt wird die Kammersinfonie op. 110A von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975). Bevor es losgeht, berichtet der Musiker über das Leben des Komponisten. Er erzählt, dass die Sinfonie 1960 in Dresden entstand, Schostakowitsch die Zerstörungen in der Stadt noch vor Augen hatte. Deshalb versah er sein Werk mit der Widmung „Dem Gedächtnis der Opfer von Faschismus und Krieg.“ Hinzu kam die innere Zerrissenheit des Komponisten. Denn mit 54 Jahren trat er auf Druck des Staates in die Kommunistische Partei ein. Kurz demonstrieren die Musikanten mit wenigen Takten, wie Schostakowitsch das alles umsetzte.

Am Ende kommt aus dem Publikum die Frage: Warum hatten Sie keinen Dirigenten? „Eine kleine Formation kann auch mal ohne arbeiten“, antwortet Paffrath. Er lädt die Schüler ein, sich mehr anzuhören. Schon am Sonntag um 16 Uhr gibt es Gelegenheit dazu. Dann sind die Musiker des Brandenburgischen Konzertorchesters beim 11. Neujahrskonzert im Historischen U zu erleben. Am 25. Januar lädt der Musikverein um 19.30 Uhr in die Aula. Dann spielt das Vogler- Streichquartett. So schlecht war das Schostakowitsch- Konzert doch nicht, fand Annemarie: „Jedes halbe Jahr kann man  sich so etwas mal anhören.“

 
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