Schmetterlinge und Herzschläge in der Ueckeraue

Ein Kunstgarten heißt Kunstgarten, weil dort Kunstwerke stehen und neue hinzukommen. Für das Areal an Pasewalks Uecker galt das lange nicht mehr. Doch jetzt gibt es wieder Hoffnung. 

 

 Wie war das noch gleich

mit den Schmetterlingen?

Haben die eigentlich ein Herz?

Wie sehen die Raupen aus?

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Lucy Glöde bringt die Raupe am Baum an.

PASEWALK. Wer das Pasewalker Gymnasium hinter sich lässt, vorbei an den Garagen in Richtung Uecker, für den beginnt schon bald ein Moment der Entspannung. „Für mich ist das immer wie das Eintauchen in eine andere Welt", sagt Lydia G., die dort jeden Morgen gegen acht Uhr mit ihrem Hund spazieren geht. Ein Trupp Radfahrer macht Station. Die Sonne bringt das frische Grün der Bäume zum Strahlen. Die orangefarbenen Pfähle, die den Weg zum Eingang des Kunstgartens weisen, leuchten schon von Weitem. Aber etwas war anders in den vergangenen Tagen. Im Garten wurde wieder an Kunstwerken gearbeitet. Das war seit dem Tod von Bürgermeister Rainer Dambach, der 2013 starb, offenbar in Vergessenheit geraten. Danach wurde in Pasewalk diskutiert, ob der Kunstgarten abgeschafft werden soll. Aber Bürgermeisterin Sandra Nachtweih bekannte sich dazu. Über die OAS wird er über den zweiten Arbeitsmarkt gepflegt. Aber Geld, um neue Kunstobjekte zu finanzieren, hat die Stadt keines, stellte die Bürgermeisterin klar.
Aber wer ist denn die Frau mit dem großen Strohhut, die dort im Kunstgarten werkelt? Auch die roten Haare von Angelika Hundt, Kunstlehrerin am Oskar-Picht-Gymnasium, leuchten schon von Weitem. Die Dame mit dem Strohhut ist eine alte Bekannte, die den Kunstgarten wie ihre Westentasche kennt: Ines Diederich. Sie lebt in der Nähe von Woldegk. Seit der Kunstgarten vor genau elf Jahren eröffnet wurde, war sie immer wieder dort zu finden. „Es wäre schade, wenn das hier nicht mehr wäre", sagt sie. So wurde eine Idee geboren: Über das bundesweite Projekt „Künstler für Schüler", getragen und finanziert vom Kulturwerk des Künstlerbundes Mecklenburg und Vorpommern und dem Schweriner Bildungsministerium, entstehen neue Natur-Kunstwerke. Partner ist das Oskar-Picht-Gymnasium.

 

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Kunstlehrerin Angelika Hundt, Jasmin Nass, Ines Diederich und Lina Abraham verpassen dem Schmetterling den Kopf.

 

Mit freiwilligen Schülern der achten und neunten Klasse, alles Mädchen, wurde überlegt, was in den Kunstgarten passen würde. Ein paar Tage lang kreisten über das Wochenende die unterschiedlichsten Gebilde in der Gedankenwelt der Gymnasiastinnen umher. Schließlich einigten sich alle auf den Schmetterling. Davon flattern genügend im Kunstgarten umher. Deshalb passt es. Schmetterlinge aus Weidenruten, wie schön. Doch ihr Biologieunterricht ist schon ganz schön lange her, sagt Ines Diederich, Jahrgang 1958. So setzte für sie zunächst eine Lern-Wiederholungsphase ein. Wie war das noch mit den Schmetterlingen? Haben sie eigentlich ein Herz? Wie sehen die Raupen aus? Als all das klar war, rückte die Künstlertruppe auf Zeit im Kunstgarten an. Für jeden gab es klare Aufgaben. Lucy Glöde beispielsweise brachte die Raupe im Baum mit an. Michelle Fangerow und Leoni Holle flochten mit sehr viel Geschick einen Schmetterlingskokon. Lina Abraham und Jasmin Nass gaben dem großen Schmetterling den letzten Schliff. Als es allerdings galt, den Kopf aufzusetzen, mussten alle mit anpacken. Das kostete Kraft. Da Ines Diederich auf ihre Frage, ob denn Schmetterlinge ein Herz haben, erfuhr, dass diese ein röhrenförmiges Herz haben, wurde auch das künstlerisch umgesetzt. Elisa Struck und Kim Sophie Jahnke arbeiteten am Herzrhythmus. Das könnte allerdings auch vor Liebesglück schlagendes Menschenherz sein. Was man aus Weiden alles so machen kann! Nun ist alles fertig – und es macht wieder Spaß, im Kunstgarten zu wandeln.