AB In die Zukunft

Abiturienten starten in Pasewalk: "AB In die Zukunft"

Abitur-Kurier vom 09.07.2011

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Gespannt auf neue Wege

Abitur in der Tasche, Kurs auf Veränderung: [...] In Pasewalk machen sich die Abiturienten Matti Fehrmann, Monika Wojcicka, Franziska Hiller und Steffi Manske [...] auf den Weg in einen neuen Lebensabschnitt. Ihr selbst gewähltes Abitur-Motto: "AB In die Zukunft".

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PLÄNE Opernsänger, Lehrer, Chemiker: Franziska, Matti, Monika und die anderen haben viel vor. Sie nehmen ein bisschen wehmütig Abschied und freuen sich auf Neues.

Eine zerfließende Uhr mit einem Zeiger, der auf den Betrachter deutet, und dem Schriftzug „Ab In die Zukunft 2011“ ist an der Heckscheibe etlicher Autos in der Umgebung von Pasewalk zu sehen. Am Steuer sitzt dann – höchstwahrscheinlich – einer der gut 40 Abiturienten des Pasewalker Oskar-Picht-Gymnasiums.

Über das Motto ihrer letzten Schulwochen haben die jungen Leute lange nachgedacht. „Uns ist zuerst nichts Passendes eingefallen. Manches gab es bereits an der Schule, anderes war irgendwie niveaulos. Aber dann hatte Matti die zündende Idee“, erinnert sich Franziska Hiller. „Wir sind schon stolz, dass wir nicht einfach irgendwas aus dem Internet genommen haben. Auch das Logo hat jemand von uns selbst entwickelt.“

Für Matti Fehrmann, der die Idee einbrachte, steht das Motto vor allem für Veränderung. „Jeder von uns geht ja jetzt woanders hin und sammelt neue Erfahrungen.“ Gleichzeitig sehe er darin aber auch einen Hinweis auf Beständigkeit. „Man versucht ja schon, etwas von der Jugend zu behalten und bei seinen Basics zu bleiben“, erklärt er.

Die Weichen für das „Leben nach der Schule“ haben alle bereits gestellt, auch wenn noch nicht jeder so ganz genau weiß, wo die Reise in die Zukunft hingehen soll. Franziska Hiller zum Beispiel will erst einmal ein Jahr Auszeit nehmen. „Ich arbeite eine Zeitlang bei einer Filmfirma in Berlin. Da hatte ich schon mal ein Praktikum gemacht. Das ist sehr vielseitig, ich durfte Drehbücher lesen, Drehorte mit auswählen und beim Dreh dabei sein. Danach gehe ich einen Monat nach Frankreich und einen nach Italien. Ich bin einfach noch nicht sicher, was ich will, sozusagen in der Selbstfindungsphase, mal sehen, wohin es mich treibt.“

Auf jeden Fall werde sie sich an der Musikhochschule bewerben. „Operngesang ist mein Hobby, aber ich weiß nicht, ob ich gut genug bin für die Bühne. Wenn ich es allerdings nicht versuche, ärgere ich mich vielleicht später über die vertane Chance“, sagt die dunkelhaarige junge Frau, die später gern in Sachsen oder Thüringen leben würde, weil ihre Familie von dort stammt.

Auch mit dem Lehrerjob habe sie schon geliebäugelt. „Das ist eigentlich ein toller Beruf. Da hat man großen Anteil an der Entwicklung anderer Menschen. Wir haben so viel Zeit mit unseren Lehrern verbracht, vielleicht mehr als mit den Eltern. Das ist sehr prägend“, erläutert sie ihre Überlegungen.

Bei Matti läuft sie damit offene Türen ein. Er will Lehramt in Rostock studieren, das steht für ihn fest. Am liebsten wäre ihm die Fächerkombination Chemie und Sport. Mit-Abiturientin Steffi Manske hat ebenfalls „über viele Jahre das Lehramt angestrebt“, wie sie sagt. „Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich dem Stress wirklich gewachsen bin.“

Deshalb wolle sie nach ein paar Wochen jobben bei einer Handelskette ein Soziales Jahr absolvieren. Dann muss sie sich entscheiden: Lehrer-Studium oder doch lieber eine Banklehre? Klar ist für sie, dass sie auch später in Norddeutschland bleiben möchte.

Monika Wojcicka, die vor drei Jahren mit ihrer Familie aus dem polnischen Stettin nach Pasewalk gezogen ist, will auf jeden Fall Chemie studieren. „Das macht mir einfach Spaß“, ist sie sich sicher. Ob sie dann später in einem Labor, bei einer Firma oder doch als Chemielehrerin an einer Schule arbeiten will, weiß sie dagegen nicht so genau.

Eines ist sicher, auf alle vier Pasewalker Abiturienten wartet ein neuer Lebensabschnitt. Sie freuen sich auf die erste eigene Wohnung, auf mehr Selbstständigkeit, natürlich auf das erste selbst verdiente Geld. Matti findet es besonders spannend, dass er viele neue Leute kennen lernen wird. „Das ist für mich einfach wichtig.“

Andererseits werde er die Leute aus der Schulzeit vermissen. „Einige kenne ich seit der 1. Klasse, fast mein halbes Leben lang also“, sagt er. Ihm werde aber wohl auch der geregelte Ablauf fehlen. „Als Schüler wird einem ja doch eine Menge Verantwortung abgenommen.“ Trotz des Abschieds freuen sich alle auf das Neue. Also: Ab In die Zukunft.

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Klasse 12a

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Dmitrij Bytóvan, Christian Franke, Falko Giese, Krzysztof Janisiak, Willi Kaven, Jan Krüger, Daniel Lemke, Ron Papke, Stefan Scholwin, Sebastian Stern, Christopher-David Trutwig, Marlena Janisiak, Linda Telzerow, Michelle Zilowski

 

Klasse 12b

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Kim-Aljoscha Bressem, Chris Chmarra, Oliver Dominik, Matti Fehrmann, Alexander Holtz, Maximilian Podein, Karl-Barnim Reincke, Tim Wittkopp, Jennifer Barz, Julia Freund, Franziska Hiller, Johanna Klimas, Nicole Knorn, Lisa Krotzin, Julia Lemanski, Lisa Lipke, Anja Löffelholz, Steffi Manske, Julia Sachs, Marie Siewert, Ewelina Sominka, Hannah Stern, Monika Wojcicka

 

Persönliche Botschaften "verpackt"

KUNST Das Verhältnis zur Natur und groteske Menschen-Bilder sind anspruchsvolle Themen für Abschlussarbeiten.

Geht es um das Wort Figur oder Figürlichkeit, dann findet man dafür in ausgewählten Nachschlagewerken Erklärungen wie: aus dem Lateinischen für Gestalt, Erscheinung, Gebilde, Beschaffenheit. Für die Teilnehmer des Kunstkurses der diesjährigen Abi-Klasse am Pasewalker Oskar-Picht-Gymnasium bekam es eine besondere Bedeutung. Das Thema für die Abschlussarbeit hatte Kunstlehrerin Angelika Hundt „Figurenwald“ genannt. „Ich war gespannt, wie die Mädchen und Jungen persönliche Botschaften und eigene Verletzlichkeiten darin verpacken.“

Und ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Unter den 15 Arbeiten fanden sich Malereien, ein Marionetten-Karussell und Plastiken. In der Zeit des Entstehens der Werke lag die Reaktor-Katastrophe von Fukushima. Auch sie ließ die jungen Leute nicht kalt.

Kim-Aljoscha Bressems Bild zum Beispiel ist beredtes Zeugnis dafür. „Der Mensch, anfangs noch untrennbar verbunden mit dem unten rechts dargestellten Wald, verlässt diesen. Noch sind Wurzeln, Äste zu sehen“, erläutert er. Dann der Aufbruch: Der Mensch versucht, sich von der Natur zu lösen, sich ihrer zu bemächtigen. Düstere Farben verschwimmen wie in einem Nebel. Im oberen Teil des Bildes dann Hoffnung durch das Weiß der Spitze der Berge und den aufgehellten Himmel.

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„Für mich war die Erkenntnis wichtig: Es gibt keine Macht des Menschen über das Leben und auch nicht über die Natur!“, sagt Kim-Aljoscha Bressem. Das Entstehen des Bildes sei ein längerer Prozess gewesen. Skizzen und Farbstudien seien dem vorausgegangen. Der 18-Jährige will nach dem Abitur für ein Jahr nach Neuseeland gehen und sich dort inspirieren lassen.

Franziska Hiller hat viele Talente. Auch Malen und Gestalten mag sie. Ihr kam der Gedanke, eine Figurengruppe zu gestalten. Der Ausspruch des Schriftstellers Cesare Pavese: „Über Personen zu urteilen, heißt groteske Bilder von ihnen zu zeichnen“, ließ die Skulptur deutlicher vor ihren Augen erscheinen. Es entstand ein Kunstwerk, das seine ganze Aussagekraft erhält, wenn es durch Licht angestrahlt wird. Dann zeigt sich ein „Menschenwald“.

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Aktualisiert (Samstag, den 09. Juli 2011 um 08:46 Uhr)