Dem Gymnasium gehören jetzt echte Raritäten

Das Pasewalker Gymnasium trägt den Namen eines großen Mannes: Oskar Picht. Der Blindenlehrer aus Pasewalk hat die Punktschrift-Bogenmaschine erfunden. Sein Großneffe hat der Schule jetzt vier Originale vermacht.

2016 08 03 oskar picht1  2016 08 03 oskar picht2

Dank der Schenkungen aus Flensburg besitzt das Pasewalker Oskar-Picht-Gymnasium jetzt echte Raritäten.
Eckhard Franke aus Flensburg, Großneffe von Oskar Picht, überreichte an das Pasewalker Gymnasium, das den gleichen Namen trägt, eine originale Punktschrift-Schreibmaschine aus dem Jahre 1913.

PASEWALK. Eine Schreibmaschine mit nur sechs Tasten – haben Sie so etwas schon mal gesehen? Nun, die Meisten werden wohl den Kopf schütteln. Am Pasewalker Oskar-Picht-Gymnasium ist dieses Gerät aber gerade hoch im Kurs. Jeder kennt es hier. Denn die Schule trägt den Namen des Pasewalker Sohnes Oskar Picht (1871-1945), der die Punktschrift-Bogenmaschine für Blinde erfand und dafür 1901 das erste Gebrauchsmuster erhielt. Und bei dieser Sechs-Tasten-Schreibmaschine handelt es sich um genau so ein Gerät. Das hat Professor i.R., Eckhard Franke, Oskar Pichts Großneffe, der Einrichtung gerade geschenkt. Der Flensburger besuchte das Pasewalker Gymnasium und vermachte ihm diese originale Punktschrift-Schreibmaschine mit Picht-Schriftzug aus dem Jahr 1913. Franke sammelt und repariert alte Blindenschreib- und -stenomaschinen, die sein Verwandter einst erfand. Aus seiner Sammlung überließ er der Schule noch drei weitere Punktschrift- und Stenomaschinen verschiedener Baujahre.
„Für uns sind diese Geschenke ein Glücksfall", sagt Schulkoordinatorin Sigrid Bohl. Die Schenkungen verstauben allerdings nicht in einer Vitrine, denn Traditionsarbeit wird an der Schule groß geschrieben. So werden jedes Jahr die neuen Schüler in den ersten Wochen mit dem Namen OskarPicht und seiner Erfindungvertraut gemacht.
Eckhard Franke stauntenicht schlecht, als er denGroßversuch, über eine Tafel die Blindenschrift begreifbar zu machen, kennenlernte. Die Pasewalker Tischlerei Hanel hatte die Idee umgesetzt, die im SpaceNet-Projektkurs entwickelt wurde. „Es ist gut zu wissen, dass mein Großonkel hier so verehrt wird", sagt Franke. Hier seien die Dinge in guten Händen. Als er sah, dass an einer Punktschriftmaschine, die die Schule bereits besaß, eine Feder fehlte, bot er an, diese mit nach Flensburg zu nehmen, um sie zu reparieren.
Nach Pasewalk kommt Eckhard Franke gern. Er selbst ist hier einmal zur Schule gegangen und hat hier immer noch gute Freunde. Als im November 1998 das Gymnasium den Namen „Oskar Picht" verliehen bekam, war er natürlich auch dabei.
Bei seinem jetzigen Besuch machte Franke auch einen Abstecher in das Pasewalker Museum. Auch hier wird an Picht erinnert. Der Leiterin, Anke Holstein, versprach Franke, für das nächste Museumsheft unveröffentlichtes Bildmaterial und Dokumente von seinem Großonkel zur Verfügung zu stellen. Außerdem will er sich dafür einsetzen, dass das Finanzministerium einer Euro-Sonderprägung mit dem Bildnis von Oskar Picht zustimmt.