Eigene Mode auf dem „Schul-Laufsteg“

 

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Kunst als Beruf? Am Oskar-Picht-Gymnasium in Pasewalk werden Schüler mit Talent und Durchhaltevermögen für diesen Weg gestärkt. Aber auch angehende Ingenieure brauchen künstlerische Bildung, meint Lehrerin Angelika Hundt.

Ein Hauch von Fashion Week liegt an diesem Tag über dem Pasewalker Gymnasium: Betriebsamkeit bei der Vorbereitung hinter den Kulissen. Erwartungsvolle Zuschauer lauschen gespannt der Ansage. Eine Kollektion, die die Schönheit des Einfachen zeigen soll, wird angekündigt – inspiriert von mongolischen Trachten und moderner Kunst. Auf dem Laufsteg im Foyer zeigen die „Models für einen Tag“ Kleider, Jacken, Hosen, Röcke, Blusen.

 

Nordkurier vom 10.03.2012

Die Gewänder gehören zur Abschlusskollektion von Elisa Lange, Jahrgang 1988 und seit Februar Modedesignerin mit Bachelor. „Schöngeist“ ist der Titel der Ausstellung ihrer Arbeiten im Schulfoyer, die mit der Modenschau eröffnet wurde. Die junge Frau ist in Pasewalk geboren und hat 2008 am Oskar-Picht-Gymnasium das Abitur abgelegt.

Dass Elisa großes Talent im künstlerischen Bereich mitbringt, fiel Kunstlehrerin Angelika Hundt schon früh auf. „Ich habe in der Kunst-Arbeitsgemeinschaft von Frau Hundt schon als Grundschülerin mitgemacht“, erzählt die junge Designerin. „Kunst hat für mich schon immer zum Leben gehört. Das kommt sicher auch durch meine Familie. Meine Mutter ist Bauingenieurin und Architektin, mein Vater betreibt eine Werbeagentur, mein Opa ist Künstler. Da gab es für mich immer viele Anregungen.“ Als Elisa ungefähr 16 Jahre alt war, hat sie sich sehr für Mode und für Japan interessiert. Gothic-Lolita heißt der Stil, der ihr besonders gefiel. „So eine Art Puppenkleidchen, wie sie auch in Mangas, japanischen Comics, auftauchen. Das sind sehr aufwendige Sachen, die ich selbst genäht habe. Im Studium ist mir das dann zugute gekommen“, beschreibt die junge Frau, die sich nach dem Abitur an einer privaten Hochschule beworben hatte und gleich angenommen wurde. Schon zu ihrer Schulzeit sei sie anders herumgelaufen als die anderen. „Ich bin immer irgendwie komisch beäugt worden. Aber das war mir egal, weil ich wusste, was ich wollte“, erinnert sich Elisa Lange. Aber es habe schon auch gut getan, dass die Kunstlehrerin sagte: Mach dir nichts draus, bleib dran!

Wie wichtig es ist, Talente auf ihrem Weg zu bestärken, weiß Angelika Hundt. „Mein Hauptziel als Kunstlehrerin ist es, Grundkenntnisse für alle zu vermitteln und Sensibilität für Kunst zu entwickeln“, sagt sie. Dafür gebe es ja die Systematik der Ausbildung, die Galerie im Foyer der Schule mit wechselnden Ausstellungen von professionellen Künstlern, Studenten und Absolventen des Gymnasiums. Aber sie schaue natürlich auch genau hin, wo Schüler mit viel Talent sind, „die ein Leben lang Kunst machen wollen, die Ausdauer und Zähigkeit dafür mitbringen“.

In großen Städten gebe es mehr Anregungen für diese jungen Leute als in einer ländlichen Gegend wie der Pasewalker Region. „Hier kommt schon mal ein Außenseiter-Gefühl auf.“ Sie mache den Talenten Mut und informiere sie über Entwicklungsmöglichkeiten. „Es gehört auch dazu, sie auf eine Ablehnung von der Hochschule vorzubereiten, denn es gibt eine Riesenkonkurrenz um die Plätze. Da darf man sich nicht entmutigen lassen.“

Auch Paul Weise und Ulrike Eckert aus der 12. Klasse des Pasewalker Gymnasiums haben sich für künstlerische Berufe entschieden. „Kunst war als Richtung für mich immer klar“, sagt Paul. „Bei uns zu Hause wird viel getöpfert, gezeichnet, gemalt, obwohl meine Eltern ganz andere Berufe haben.“ Der Gymnasiast hat sich schließlich entschieden, Kunst für das Lehramt Gymnasium zu studieren. Er arbeitet bereits an seiner Mappe, mit der er seine künstlerischen Arbeiten bei der Bewerbung gut präsentieren kann. „Wir haben in der Schule Mappen dafür gebaut. Das ist individueller als ein gekauftes Exemplar“, freut er sich über die ganz praktische Hilfe.

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Mitschülerin Ulrike Eckert hat schon Arbeiten von Paul gesehen, die dann seine Mappe füllen werden. „Da habe ich direkt Muffensausen bekommen und in den Winterferien viel gearbeitet“, erzählt die junge Frau, die gern malt und zeichnet. Sie interessiert sich für ein Studium der Landschaftsarchitektur, denkt aber auch über den Beruf Kostümbildnerin nach.

„Ich rate den Schülern oft zu etwas Angewandtem, denn sie müssen von ihrer Kunst später ja auch leben können“, sagt Angelika Hundt. Lehramt, Mode, Architektur, Kommunikationsdesign, Kunsttherapie zählt die Lehrerin als berufliche Richtungen einiger Absolventen auf. Die Pasewalker Schule sei aber kein künstlerisch ausgerichtetes Gymnasium, betont sie. Die Schule biete Kunst und Informatik als Hauptfächer an. Auch für angehende Ingenieure sei Kunst wichtig, schließlich gehe es um die ganze Persönlichkeit und um die Frage, warum es sich zu leben lohnt. Im Geschäftsleben gehe häufig die Möglichkeit verloren, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. „Kreativität ist auch in Wirtschaftsberufen gefragt. Mit künstlerischen Aufgaben wird Kreativität geübt“, sagt die Lehrerin.

 
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